Dieser Text befindet sich inhaltlich auf dem Stand des Jahres 2004 und wird nicht mehr gepflegt oder aktualisiert. Er ist in jeder Hinsicht veraltet und steht nur noch zu Dokumentationszwecken online.

Dieser Text wurde in der Newsgroup de.comm.software.mailserver gepostet und wendet sich dementsprechend auch an die Leser dieser Newsgroup. Er wird hier unverändert veröffentlicht.

1. Was ist eine Mailingliste?

Ein Diskussions- und/oder Informationsmedium, vergleichbar vielleicht mit einem Postverteiler.

Die an die Liste verschickte Mail wird an alle Teilnehmer der Liste ("Subscriber") weitergeleitet. Diese können, wenn sie wollen, jetzt darauf antworten und diese Antwort ebenfalls an die Liste schicken, so dass sie wieder alle Teilnehmer erreicht. Es gibt allerdings auch Mailinglisten, in die nur der Betreiber oder nur bestimmte Personen hineinschreiben können (der Rest darf nur lesen), oder moderierte Listen, bei denen alle Beiträge erst einmal von einem Moderator vorgefiltert werden.

Üblicherweise gibt es zu einer Mailing-Liste drei Mailadressen:

  • die der Liste selbst, an die man seine Mails zur Verteilung schickt,
  • eine Verwaltungsadresse, die von einem Programm "gelesen" wird, das auf bestimmte Befehle reagiert, und
  • die Adresse des Listenbetreibers, an dem man sich bei Fragen oder Problemen wenden kann.

Mailinglisten gibt es zu den verschiedensten Themen, mit mehr oder weniger vielen Teilnehmern, lebhaftem oder weniger lebhaftem Mailverkehr und mit unterschiedlicher Qualität des Inhalts und der technischen Abwicklung.

2. Wie kann ich an einer Liste teilnehmen?

2.1 Die Liste finden

Zunächst muss man sie einmal finden. :-)

Entweder bekommt man aus anderen Quellen (Homepage, Usenet, …) einen Hinweis auf die Liste, oder man kann einen Suchdienst benutzen. Die mir bekannten Dienste sind derzeit allerdings scheinbar nicht erreichbar.

Viele Mailinglisten (zur Zeit 163.825 - Stand: 22.04.99) werden im LISTSERV-Backbone betrieben. Immerhin 24.494 (Stand: 22.04.99) davon sind öffentlich zugänglich und können über CataList http://www.lsoft.com/catalist.html gesucht werden. Darüber kann man sich dann auch meistens direkt in die Liste eintragen.

2.2 Bei der Liste anmelden

Danach kann man sich anmelden, d.h. seine E-Mail-Adresse registrieren lassen.

Im allgemeinen ist dazu ein entsprechendes Kommando an die Verwaltungsadresse der Liste zu schicken, teilweise kann man sich stattdessen oder zusätzlich auch über ein WWW-Formular eintragen. Die genaue Vorgehensweise ist je nach Verwaltungsprogramm unterschiedlich; mit dem Stichwort "subscribe", gefolgt vom Listennamen und der eigenen Mailadresse, als Subject oder in der ersten Zeile im Mailbody, liegt man jedoch häufig richtig. Im Zweifelsfall schickt man eine E-Mail mit dem Subject "help" und dem Wort "help" als einzige Zeile im Body; als Antwort darf man dann eine ausführliche Anleitung erwarten. Wenn gar nichts mehr geht, kann man sich schließlich auch an den Listenbetreiber wenden und ihn um eine Anleitung oder den Eintrag per Hand bitten - aber erst dann, wenn man die oben genannten Möglichkeiten schon vergeblich ausprobiert hat!

Für die Abmeldung gilt im übrigen das gleiche: das Vollmüllen der Liste mit "Bitte tragt mich aus!" oder verzweifelte E-Mails an den Listenbetreiber (der auch so genug zu tun hat) sind überflüssig, wenn man die Anleitung - die man meist als allererste E-Mail von der Liste bekommt - aufbewahrt und bei Bedarf hineinschaut.

3. Wie kann ich eine Liste selbst betreiben?

Dafür gibt es im Prinzip zwei verschiedene Wege.

3.1 (Kostenlose) Newsletter-/Mailinglisten-Anbieter

Einmal kann man das (meist kostenlose) Angebot diverser Anbieter nutzen.

Unter

finden sich Dienste, bei denen man eigene Mailinglisten einrichten kann. Die Teilnehmer können sich per E-Mail oder über ein WWWW-Formular eintragen und ihre Einstellungen ändern, es besteht die Möglichkeit, sich die Bestätigung eines neuen Mitglieds vorzubehalten etc. Allerdings sind diese Dienste manchmal etwas langsam und hängen Werbung an die versandten Mails an, über die sie sich finanzieren. Auch werden oft Standards nicht eingehalten: OneList / EGroups löscht bspw. bei einer der beiden gültigen Varianten für die Angabe von Name und Absender den Namen heraus, und mit Umlauten im Subject (Betreff) kommen diese Anbieter alle nicht klar. Außerdem ist die Administration im allgemeinen nur über ein Webinterface und damit online (kostenintensiv) möglich. Dafür werden z.T. umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten und Zusatzdienste angeboten: automatischer Versand von Dateien / Texten zu bestimmten Gelegenheiten, Ablage von Dateien (auch durch Listenteilnehmer), Votings, Kalender mit automatischer Erinnerung, …

Auch der E-Mail-Provider GMX (http://www.gmx.de/) bietet sog. E- Mail-Verteilerlisten an. Diese können jedoch nur vom Listenbetreiber selbst per Hand über WWW-Formulare gepflegt werden und bieten sonst auch keinerlei für Mailinglisten erforderliche oder erwünschte Funktionalität; so kann jedermann, nicht nur Teilnehmer, an diese Listen schreiben, Fehlermeldungen gehen nicht an den Listenbetreiber, sondern den Absender von Mails etc. An diese Alternative sollte man nur denken, wenn der Teilnehmerkreis weitgehend unverändert bleibt und die Liste nur sehr selten, bspw. für regelmäßige Ankündigungen, genutzt wird.

Wer in einer Einrichtung tätig ist, die Mitglied beim DFN-Verein ist (z.B. fast alle Unis), kann kostenlos beim DFNLIST (http://www.listserv.dfn.de/) über ein Formular auf dem WWW-Server eine wissenschaftliche Liste beantragen. Die Liste kann man dann über Mail oder über das WWW verwalten. Man hat dabei alle Möglichkeiten, die LISTSERV bietet.

3.2 Selbst einen Mailinglisten-Server betreiben (lassen)

Die andere Alternative ist, selbst ein Mailinglistenprogramm zu installieren (oder einen Provider, eine Firma oder Uni zu finden, die dazu bereit ist und einem dann die Konfiguration ermöglicht). Das geht prinzipiell auch bei einem System, das nicht ständig online ist, sondern sich nur ein- oder mehrmals täglich einwählt (also einem typischen Home-System). Das ist sicher zunächst mal mehr Arbeit und bietet vielleicht nicht so viele - zumindest auf den ersten Blick - tolle Möglichkeiten wie die kostenlosen Anbieter, aber es ist dafür ein System, das man selbst kontrollieren kann und sicherlich die professionellere Lösung.

Angebote zum Betrieb eigener Mailinglisten findet man weniger bei großen und/oder kommerziellen Anbietern, sondern mehr bei kleinen Vereinigungen und Vereinen. Dazu zählen unter anderem (wo mir ein solches Angebot bekannt ist - Ergänzungen und Korrekturen gerne genommen!):

  • jpberlin
    (für Kunden ohne Aufpreis)
  • INKA
    (für Kunden ohne Aufpreis)
  • Gleiches gilt wohl auch für die meisten anderen ehemaligen Regionaldomains des in Auflösung befindlichen Individual Network e.V.
  • cid
    (gegen Aufpreis)

Oft hilft es aber auch, einfach mal nachzufragen: bei einem solchen Verein, bei der Uni oder einem Institut, bei einem Bekannten, der in der Branche tätig ist oder auch dem eigenen Provider. Wenn die Liste nicht gerade von Teilnehmerzahl bzw. Anzahl und Größe der Mail astronomische Ausmaße annimmt, spricht da häufig nichts dagegen.

Ansonsten sind (für den Eigenbedarf ;-)) als Mailinglistenprogramme unter Unix für diese Zwecke

  • LISTSERV (http://www.lsoft.com/)
    • setzt MTA (Mail Transport Agent) wie sendmail, smail o.ä. voraus
    • Bestellen / Abbestellen via Mail-Interface
    • Listen-Management-Funktionen per Mail möglich, d.h. komplette Administration geschieht mittels Mail-Interface
    • Listen-Management-Funktionen auch per WWW möglich
    • kann Listen auch auf Basis einer bestehenden Datenbank verwalten
    • voll konfigurierbare Templates (Antwortmails und WWW-Interface)
    • unterstützt private, öffentliche und moderierte Listen
    • Index- und Digest-Support
    • umfangreiche Archiv-Funktionen, automatische WWW-Archive, vielfältig anpassbar, inkl. Schutz für private Listen, Download von kompletten Archiven, umfangreiche Suchmöglichkeiten
    • Dateifunktionen zum Ablegen und Abrufen von anderen Dateien
    • SPAM-Abwehr (unter anderem sehr effektiv durch den Backbone, s.u.)
    • Filter
    • mehrere Administratoren, Moderatoren und Editoren pro Liste möglich
    • Bulk-Mail-Handling (mehrere Mails werden gleichzeitig an den MTA übergeben)
    • arbeitet zur optimalen Netzauslastung in einen Backbone
    • sehr schnell besonders bei großen Listen
    • LISTSERV ist das älteste Produkt auf diesem Sektor und hat daher die meisten Erfahrungen
    • kommerzielle Software
    • aktuelle Version 1.8d
    • eine umfangreiche Dokumentation findet sich unter http://www.lsoft.com/manuals/1.8d/index.html
    • LISTSERV arbeitet auch unter Windows NT (und unter OpenVMS und VM)
  • Lyris (http://www.lyris.com/)
    • Umfangreiches Mailinglistenprogramm, einfach und schnell zu installieren
    • Vorgesehen für ein ständig online befindliches System, auf dem zugleich ein Webserver läuft (eigene Version des Apache anbei)
    • Mailempfang per SMTP, integrierter Mailserver (Port frei wählbar)
    • komplett per WebInterface zu administrieren unterteilt nach Server-, Site- und ListAdmin - WebArchiv
    • bis 200 Listenteilnehmer Freeware
  • Majordomo (http://www.greatcircle.com/majordomo/)
    • setzt MTA (Mail Transport Agent) wie sendmail, smail o.ä. voraus
    • Bestellen / Abbestellen via Mail-Interface
    • Listen-Management-Funktionen per Mail möglich, d.h. komplette
    • Administration geschieht mittels Mail-Interface
    • unterstützt private, öffentliche und moderierte Listen
    • Digest-Support (tägliche Zusammenfassung der geposteten Mails)
    • eingebaute Archiv-Funktion, auf Wunsch werden archivierte Mails zugestellt
    • Filter (Header, Body) basierend auf Regulären Ausdrücken (Regular Expressions)
    • geschrieben in Perl, läuft auf allen Plattformen, die von Perl unterstützt werden, leicht erweiter- und anpassbar
    • Lizenz nach MAJORDOMO LICENSE AGREEMENT (zusammengefasst: Majordomo darf ohne Bezahlung verwendet werden, auch auf kommerziellen Sites, jedoch nicht verkauft werden)
    • aktuelle Version: 1.94.4
    • Mailinglisten, FAQs auf o.g. Web-Seite
  • Petidomo (URL früher einmal: http://www.petidomo.com/)
    • schnell, klein…
    • kommerziell, Preis ca. DM 520 pro Lizenz
  • Mailman (http://www.list.org/)
    • setzt MTA (Mail Transport Agent) wie sendmail, smail o.ä. voraus
    • Bestellen / Abbestellen von Listen via WWW- und Mail-Interface
    • Administration der Listen komplett via WWW-Interface
    • unterstützt private, öffentliche und moderierte Listen
    • Digest-Support
    • umfangreiche Archiv-Funktionen, automatische WWW-Archive, vielfältig anpassbar, inkl. Schutz für private Listen, Download von kompletten Archiven
    • SPAM-Abwehr (Ausschlusslisten, Liste erlaubter Adressen)
    • mehrere Administratoren pro Liste möglich
    • WWW-Interface vollständig anpassbar
    • integriertes Mail2News und News2Mail-Gateway
    • Bulk-Mail-Handling (mehrere Mails werden gleichzeitig an den MTA übergeben)
    • geschrieben in Python, läuft aktuell jedoch nur unter Unix
    • Lizenz: GNU General Public License
    • aktuelle Version: 1.1 respektive 2.0 beta 5 [06.09.00]
    • Mailinglisten zu Mailman, FAQs etc. auf o.g. Web-Seite
  • List Processor (<http://www.cren.net/listproc/>)
    • aktuelle Version: 8.2
    • kommerzielle Software
  • eSquire (http://www.gamerz.net/esquire/)

  • ezmlm (http://cr.yp.to/ezmlm.html)

  • ezmlm-idx (http://www.ezmlm.org/)

  • Ecartis (vormals Listar) (http://www.ecartis.org/)

  • Minimalist (http://www.mml.org.ua/)

  • Minordomo (<http://minordomo.org/index.php>)

  • Sympa (http://www.sympa.org/)
    • Perl-basierend
    • verwendet vorhandenen Mail- und Webserver (Apache)
    • Installation des reinen MLMs dauert ein bisschen, da noch einige Perl-Module (CPAN) installiert werden müssen

im Angebot.

Unter Windows gibt es

  • LISTSERV (http://www.lsoft.com)
    vgl. oben unter Unix

  • Lyris (http://www.lyris.com/)
    vgl. oben unter Unix

  • Mailtraq (http://www.mailtraq.com/)
    • Mail-, News- und Multi-Server, der u.a. auch Mailinglisten beherrscht; MTA ist integriert
    • Funktioniert auch auf einem Dialup-System, bedeutet für eine simple Mailingliste aber mit Kanonen auf Spatzen zu schießen
    • Mailempfang per SMTP oder POP3
    • Bestellen / Abbestellen von Listen via Mail-Interface
    • Wartung der Liste über Webinterface möglich
    • einige konfigurierbare Templates
    • unterstützt private, öffentliche und moderierte Listen
    • Digest-Support
    • Kombination mit Mail-Archiv möglich
    • Filter (nur Header) basierend auf einfachen Filterausdrücken
    • mehrere Administratoren pro Liste möglich
    • integriertes Mail2News und News2Mail-Gateway
    • weitere Modifikationen sind über die servereigene Scriptsprache möglich
    • geschrieben in Delphi 3
    • kommerzielle Software, günstigste Lizenz rund 59,- Euro
    • aktuelle Version: V 1.1.4 Build 1130 [14.08.00]
    • Private Infopage (deutsch): http://ftischendorf.bei.t-online.de/
    • Mailinglisten zu Mailtraq, FAQs etc. auf den genannten Web-Sites
  • Mercury (http://www.pmail.com/)
  • SVList (http://www.softventures.com/)
    • reines Mailinglistenprogramm für den Heimanwender: leicht zu konfigurieren, alle wesentlichen Funktionen vorhanden
    • Vorgesehen für kleine Listen mit wenigen hundert Teilnehmern auf einem Dialup-System
    • Mailempfang ausschließlich per POP3
    • Bestellen / Abbestellen von Listen via Mail-Interface
    • unterstützt private, öffentliche und moderierte Listen
    • Digest-Support
    • aktuelle Version: 3.1
    • Shareware, Lizenzgebühr rund $49
  • Arrow Mailinglisten-Manager (http://www.jadebox.com/arrow/)
    • reines Mailinglistenprogramm für den Heimanwender: leicht zu konfigurieren, enormer Funktionsumfang, vielfältig konfigurierbar
    • Mailempfang ausschließlich per POP3
    • Bestellen / Abbestellen von Listen via Mail-Interface
    • frei konfigurierbare Templates und Schedules
    • vielfältig anpassbar, mannigfaltige Konfigurationsmöglichkeiten
    • unterstützt private, öffentliche und moderierte Listen
    • Digest-Support
    • Shareware, Lizenzgebühr rund $50; kostenlose Test-Version erlaubt 1 Mailingliste mit max. 50 Teilnehmern
  • Alisia (http://www.hoesle-kienzlen.de/alisia.htm)

Auch das Mailprogramm Pegasus-Mail bietet theoretisch ab seiner Version 3.0 die Möglichkeit, eine Mailingliste zu realisieren, indem mittels verschiedener Filter eingehende E-Mail auf eine Verteilerliste umgelenkt wird oder diese modifiziert (Teilnehmer ein- oder austrägt). Das erfordert jedoch umfangreiche Einarbeitungszeit und gute Kenntnisse des Programms.

3.3 Noch Fragen?

Für weitere Fragen zu dem Thema "Betrieb eigener Mailinglisten" dürfte die Newsgroup de.comm.software.mailserver passend sein.

4. Hinweise für Mailinglistenbetreiber

[wird noch ergänzt]

5. Credits

Für wertvolle Hinweise und Ergänzungen vielen Dank an

  • Oliver Betz
  • Christian Bonkowski
  • Ralf Ebeling
  • Ralf Geschke
  • Thomas Knecht
  • R. Renkema

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