Warum erhalte ich manche E-Mails?

Oft fragen sich Netzteilnehmer, die mit dem Medium E-Mail noch nicht so vertraut sind, warum sie E-Mails erhalten, die scheinbar gar nicht an sie adressiert sind. Bei dem Verständnis dieses Sachverhalts hilft es, sich einerseits den Aufbau einer E-Mail zu vergegenwärtigen und andererseits einen Vergleich zu einem normalen, konventionellen Brief zu ziehen.

Kurzfassung

Absender und Adressat, wie sie Ihnen Ihr E-Mail-Programm anzeigt, sind nicht die Daten, die für die Zustellung verwendet werden, sondern nur sozusagen der "Briefkopf", während die Zustellung nach den Angaben auf dem "Briefumschlag" erfolgt, den Sie sich möglicherweise gar nicht mehr anzeigen lassen können.

Alle Angaben kann der Absender im wesentlichen frei wählen und auch fälschen; insbesondere können also auch Dritte E-Mails mit Ihrem Absender versenden, ohne dazu in Ihren Account eingedrungen zu sein. Sind diese E-Mails unzustellbar, erhalten Sie möglicherweise Zustellfehlermeldungen zu E-Mails, die Sie nie verschickt haben, oder gar Beschwerden für die angeblich von Ihnen versendeten E-Mails.

Aufbau einer E-Mail

Eine E-Mail besteht einerseits aus dem Header bzw. den Kopfzeilen, zum anderen dem Body oder auch Textfeld, der eigentlichen E-Mail bzw. dem eigentlichen Inhalt (der auch mehrteilig sein und Anhänge enthalten kann).

Wenn man eine E-Mail mit einem Brief vergleicht, also einem oder mehreren Blatt Papier, dann entsprechen die Kopfzeilen dabei im wesentlichen dem Briefkopf, das Textfeld (der Inhalt) dem, was man auf diesen Bogen schreibt (oder im Falle von Anhängen sozusagen aufklebt). Die Kopfzeilen enthalten den Absender, seine Organisation, das Datum, den oder die Adressaten und den Betreff sowie den Bezug des Schreibens, außerdem technische Informationen, die man in dieser Form in einem Briefkopf nicht findet, insbesondere Informationen über den Laufweg.

Alle diese Daten können aber vom Absender frei angegeben werden - genau wie dies auch bei einem normalen Brief möglich ist. Sie können sich in einem Brief recht einfach als der Kaiser von China oder die Stadtverwaltung von Hutzelburg ausgeben, indem Sie sich einfach in einem Textprogramm Ihrer Wahl einen entsprechenden Briefkopf basteln. Noch einfacher ist das in einer E-Mail; dort müssen Sie nur den Namen und die E-Mail-Adresse des Kaisers von China - oder des amerikanischen Präsidenten - eintragen, und ohne weiteres lässt sich auf den ersten Blick nicht erkennen, ob die E-Mail wirklich von Herrn Bush kommt oder nicht. Genauso ist auch der Adressat frei wählbar, denn die Kopfzeilen einer E-Mail, die Ihnen in Ihrem Mailprogramm komplett oder ausschnittsweise angezeigt werden, sind für die Zustellung der E-Mail nicht relevant - genausowenig wie der Briefkopf eines Briefes, der ja auch für den Versand in einen Umschlag gesteckt wird.

Es ist daher nicht ungewöhnlich, E-Mail zu erhalten, die - auch - an andere Personen adressiert ist, bspw. dann, wenn Sie auf einer Mailingliste stehen (dann ist sehr oft die Mailingliste als Adressat angegeben) oder wenn Sie eine sog. Blindkopie ("blind carbon copy", "BCC") erhalten, denn dann sind nur die übrigen Adressaten im Briefkopf (den Kopfzeilen) benannt, Sie aber nicht.

Leider ist es ebenso gebräuchlich, falsche Absender und Empfänger anzugeben, wenn böswillige E-Mails, insbesondere Massen-(werbe-)Mails, sog. "Spam", versandt werden. Auch E-Mail-Würmer und -Viren verbreiten sich unter Angabe falscher Absender und Empfänger.

Zustellung einer E-Mail

Entscheidend für die Zustellung einer E-Mail sind die sog. Envelope-Adressen, d.h. die "Umschlag-Adressen", also die, die bei einem konventionellen Brief auf dem Briefumschlag stünden. Eine E-Mail hat nun keinen Umschlag im eigentlichen Sinne; aber wenn sie von einen Mailprogramm an einen Mailserver (oder zwischen Mailservern) übertragen wird, dann benennt das sendende Programm nach seiner "Vorstellung" zunächst den Absender - an den auch Fehlermeldungen gesandt werden sollen -, den sog. Envelope-From, und danach einen oder mehrere Empfänger, den oder die Envelope-To-Adressen. An diesen oder diese Empfänger wird die E-Mail dann ausgeliefert, völlig egal, ob er oder sie in der eigentlichen E-Mail (Kopfzeilen und Textfeld) überhaupt vorkommen. Technisch haben "Briefumschlag" und "Briefkopf" üblicherweise keinerlei Bezug - wie bei einem Papier-Brief (so lange Sie keine Fensterbriefumschläge verwenden).

Nachvollziehen können Sie das nur, wenn Ihr Provider den Envelope-To mit in die Kopfzeilen übernimmt, wo er eigentlich von Haus aus nicht steht; dies ist inzwischen üblich, aber kein Muss. Anderenfalls wird - um wieder eine Analogie zu gebrauchen - der Briefumschlag sozusagen in der Poststelle weggeworfen und Ihnen nur der Brief selbst vorgelegt. Sie haben dann keine Möglichkeit, zu erkennen, an welche Ihrer Adressen die E-Mail tatsächlich gerichtet war.

Aus demselben Grund erhalten Sie möglicherweise auch Fehlermeldungen, sog. Bounces, von E-Mails, die Sie nie verschickt haben. Denn eine Fehlermeldung wird gerichtet an den angegebenen Envelope-From. Wenn dort nicht die echte, sondern eine Ihrer E-Mail-Adressen angegeben wird, dann erhalten eben Sie die Fehlermeldungen; ggf. viele hundert oder tausend. Üblich ist dies (leider) insbesondere bei Spam und Würmern/Viren, und teilweise lassen die unwissenden Adressaten ihre Verärgerung dann auch an Ihnen aus oder beschweren sich bei Ihrem Provider, obwohl Sie selbst gar nichts getan haben. Dagegen lässt sich bedauerlicherweise von Ihrer Seite aus nur wenig unternehmen.

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