Sollte man bei Mailinglisten einen Reply-To:-Header auf die Liste setzen?

Über diese Frage (das sog. "Reply-To:-Munging", also das Verändern des mitgelieferten Reply-To:-Headers bzw. das Einfügen eines nicht vorhandenen solchen) wird man sich so schnell wohl nicht einig werden.

Ich bin der Ansicht: richtigerweise sollte man das nicht tun, denn die Nachteile überwiegen. Bei einer "typischen" Mailingliste zu einem nicht-technischen Thema, mit Teilnehmern, die ohnehin mit dem richtigen Versenden einer E-Mail meist überfordert sind (bzw. wo man froh sein darf, wenn man nicht Visitenkarten und HTML-Anhänge zum Fullquote mit Kammquoting kostenlos dazubekommt), hat eine solche Maßnahme aber durchaus ihre Berechtigung.

Contra: Nicht umschreiben!

Argumente gegen ein Überschreiben des Reply-To:-Headers mit der Adresse der Mailingliste finden sich beispielsweise auf https://www.unicom.com/pw/reply-to-harmful.html zusammengestellt. Dazu gehören:

  • Ein originales Reply-To: des Absenders wird überschrieben. Vielleicht schreibt er von Account A, will Antworten aber an Account B?

  • Wer Mailreader benutzt, die für das Lesen von Mailinglisten optimiert sind (Group-Reply) oder Mailinglisten als lokale Newsgroup liest, kann normalerweise an die Gruppe (d.h. Mailingliste) antworten oder an den Autor, wie im Usenet auch. Bei gesetztem Reply-To geht beides an die Liste, bzw. der Absender muss die Adresse von Hand ändern.

  • Falsch konfigurierte Systeme, die Abwesenheitsnachrichten etc. pp. an Reply-To: schicken, schicken diese an die Liste und können so einen Mail-Loop verursachen, der mehrere hundert Nachrichten binnen weniger Minuten erzeugt. (Ja, das klingt theoretisch, aber ich hatte das zweifelhafte Vergnügen.)

  • Private E-Mails gehen so leicht versehentlich an die Liste, wenn der Absender nicht aufpasst. Das ist ggf. für den Absender und/oder Empfänger ärgerlich und in jedem Falle für die Liste eine Belästigung.

Pro: Doch umschreiben!

Dem steht nur ein Vorteil gegenüber, der sozusagen reziprok zum letzten Nachteil ist:

  • Auf diese Weise gehen öffentlich gemeinte Antworten nicht so oft versehentlich nur an den Absender.

Aber: Im Zweifel ist es besser, wenn mal was Öffentliches nur an den Absender geht (kann man ja nochmal verschicken), als wenn eine Mailingliste mit viel Privatkram belastet wird … oder private, persönliche E-Mails ungewollt öffentlich werden!

Lösungsvorschlag

Letzten Endes ist die Entscheidung wie so oft Geschmackssache und abhängig von den (E-Mail-)Kenntnissen der Listennutzer.

Für Anfänger - oder technisch nicht versierte Nutzer - empfiehlt sich das Setzen eines Reply-To:s möglicherweise schon, weil diese sonst gar nicht merken, wo ihre Mail hingeht (oft wird ja auch an den Betreiber statt an die Liste geschrieben und umgekehrt). Erfahrene Nutzer müssen diese Nachteile dann eben in Kauf nehmen.

Für Mailinglisten, bei denen man von den Teilnehmern erwarten kann, dass sie wissen, was sie da tun, empfiehlt sich hingegen dringend, das Herummauscheln am Reply-To: zu unterlassen, wenn es nicht aus anderen Gründen zwingend notwendig ist.

Lizenz

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter der Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA 4.0 DE lizenziert; er darf unter Namensnennung des Autors nicht-kommerziell weitergegeben und auch bearbeitet werden, soweit das neue Werk gleichfalls wieder dieser Creative-Commons-Lizenz unterliegt. Die Einzelheiten ergeben sich aus dem Lizenzvertrag.